Zauberhaftes New Orleans – Jazz, Voodoo, Gumbo & Mardi Gras

Gumbo & Shrimps Po’Boy im Restaurant Chartres inklusive Blick vom Balkon aus in das French Quarter

Die Stadt am Mississippi ist bekannt für ihre historische Altstadt „French Quarter„, in der sich schmucke Gebäude im spanischen und französischen Kolonialstil befinden und das teils noch mit historischen Gaslampen beleuchtet wird. Außerdem gilt New Orleans als die „Wiege des Jazz„, ist hier doch 1917 überhaupt die erste Jazz-Platte aufgenommen worden. Hinter jeder Straßenecke wird Musik einer anderen Stilrichtung gespielt. Unzählige Restaurants bieten kreolische Gerichte an, die sich aus dem Zusammenspiel spanischer, französischer, amerikanischer – aber auch karibischer und afrikanischer Einflüsse – entwickelt haben. Berühmter Vertreter der kreolischen Küche oder des Cajun Foods sind Gumbo, Jambalya und Crawfish Étouffée. Aber auch der Po’Boy ist nicht wegzudenken aus den Restaurants von New Orleans. Der knusprige Baguettebrot-Sandwich mit Shrimps bekam seinen Namen im Zuge des Streiks der Straßenbahn im Jahr 1929. Aus Mitleid mit den nun arbeitslosen Straßenbahnarbeitern haben zwei Restaurantbesitzer die poor boys mit Sandwiches versorgt. Im New Orleans Dialekt wurde die armen Jungs so zu „Po’Boys“ verknappt und der Name für den Sandwich war geboren.

Eingebucht haben wir uns für drei Nächte ins Sheraton auf der Canal Street mit tollem Blick auf die Stadt und den Mississippi. Von hier aus konnte man die Kreuzfahrtschiffe beobachten, die sich ihren Weg über den windenden Mississippi bis zum Meer bahnen. Bei Tag sieht es von oben ein wenig so aus, als würden die Schiffe durch den Wald fahren.

Blick vom Hotelzimmer im Sheraton auf den Mississippi

New Orleans liegt zum großen Teil unter dem Meeresspiegel, in der Schraubzwinge zwischen Mississippi und Lake Pontchartrain. Dämme schützen die Stadt vor Fluten, aber sie schützten nicht vor Katrina. Das Ausmaß der Katastrophe war verheerend. Als die maroden Deiche brachen, wurden 80 % der Stadt überflutet, 7 Meter tief stand das Wasser in den Straßen, über 1.800 Menschen ließen ihr Leben. Ein Großteil der Betroffenen waren Afroamerikaner. Das historisch bedeutsame French Quarter kam jedoch mit einem blauen Auge davon. Zu allem Überfluss versagten die Behörden bei der Organisation der Hilfeleistungen und Präsident Bush handelte mehr als zögerlich, so Kritiker. Der Neubau einiger Siedlungen, die von ärmeren Bevölkerungsschichten bewohnt waren, wurden für diese unerschwinglich. Viele von ihnen kamen nicht zurück. Sie sind dort geblieben. Dort, wo auch immer die Evakuierungsbusse sie hingebracht haben. Atlanta. Dallas. Elsewhere.

Der Schaufelraddampfer Natchez auf dem Mississippi
Großteile von New Orleans liegen unter der Meeresoberfläche

Das ist die Kehrseite der Renaissance, die der Big Easy längst wieder erfährt. Die Investoren kamen wieder und mit ihnen (600!) neue Restaurants, Hotels und Touristen und natürlich Jobs! New Orleans boomt und der Big Easy scheint quirliger als je zuvor. Vor Katrina zählte New Orleans 455.000 Einwohner, nach Katrina 200.000. Heute sind es wieder an die 400.000. Doch die Stadt muss auch Kritik einstecken. Sie investiere mehr in den Tourismus, als seine eigenen Leute zu unterstützen. Ein zwiespältiges Gefühl erwischt mich kalt bei diesen Gedanken, auch wenn der Big Easy schnell wieder seine unwiderstehlichen Reize spielen lässt und mich mit seinem pulsierendes Straßenleben, der vibrierenden Musikszene, mit romantischer Kolonialarchitektur und kreolischer Küche sowie der zauberhafte Lage am Mississippi in seinen Bann zieht.

New Orleans ist wahrscheinlich die unamerikanischste Stadt von allen. Sie ist ein wenig bunter, verrückter, freizügiger und unbeschwerter als Restamerika und wird daher auch zu Recht The Big Easy genannt. Das lebensfrohe Tohuwabohu erscheint allenfalls vergleichbar mit San Francisco oder New York – und trifft es doch nicht ganz genau. Frei jedoch nach Tennessee Williams, der seiner Heimat folgende Liebeserklärung machte: „In Amerika gibt es nur drei Städte: New York, San Francisco und New Orleans. Überall sonst ist Cleveland.“

Doch was macht The Big Easy zu dem was es ist? Fangen wir an mit etwas ganz Banalem: In New Orleans kann man sich mit einem Bier in der Hand durch die Straßen treiben lassen, ohne direkt im Gefängnis zu lassen. Der öffentliche Trinker gilt hier nicht als Ausgeburt des Teufels. Mich daran zu gewöhnen gelingt schnell und dennoch, als ich mit zwei prall gefüllten Bechern frisch gezapften Bieres aus Lafitte´s Blacksmith Shop komme, schaue ich mich doch noch einmal um, ob das Auge des Gesetzes nicht vielleicht doch Zugriff nimmt! Die alte Kneipe auf der Bourbon St. wurde vor 1772 erbaut und ist heute nicht nur eines der ältesten erhaltenen Gebäude in New Orleans, es ist auch die älteste bewirtschaftete Bar in ganz Amerika.

Lafitte´s Blacksmith Shop
Meine Voodoo-Freundin für zu Hause ❤

Das French Quarter konnte sich seinen nostalgischen Charme sehr gut bewahren. In diese einzig wahre Altstadt Amerikas konnte weder Apple noch McDonald Einzug halten. Ein Wunder im Land der Kettenshops und -restaurants! Anstelle dessen gibt es viele kleine Geschäfte, unter anderem viele, die die Anhänger des Voodoo-Kults versorgen. Der Voodoo-Glaube wurde im Zuge der Sklaverei ins Land gebracht und von der Priesterin Marie Laveau salonfähig gemacht. Marie Laveau wurde 1794 in New Orleans geboren und war eine berühmt berüchtigte Heilerin und Hellseherin. Nach Jahrhunderten der Verbote und der Verfolgung ist der Kult in New Orleans seit 2003 als Religion akzeptiert. Damit ist Louisianas schillernde Stadt zur unangefochtenen Voodoo Capital of the US avanciert. Mit Puppen, die mit Nadeln durchstochen den Adressaten Unheil bereiten sollen, hat der Voodoo-Kult allerdings überhaupt nichts zu tun. Voodoo soll ausschließlich positive Energie verbreiten und so sagt man den bunten Puppen, die man hier überall in den Voodoo-Shops als Souvenir kaufen kann, heilende Wirkung nach. Wer mehr über Voodoo erfahren möchte, ist im Voodoo Museum bestens aufgehoben.

Voodoo-Shops in der Voodoo Hochburg New Orleans

Die Stadt am Mississippi ist aber nicht nur das Epizentrum der Musik, allen Genres voran des Jazz sowie des Voodoo-Kults und fantastischer kreolischer Küche. Nein, sie ist auch die Hochburg des „Mardi Gras„, der Südstaatenvariante des Karnevals. Importiert mit den ersten französischen Siedlern ist der „Fette Dienstag“ ein feierwütig gelebtes Relikt. Fat Tuesday deswegen, weil ja bekanntlich am Ash Wednesday alles vorbei ist und die fetten Tage nun mit der österlichen Fastenzeit ihr jähes Ende nehmen. Aber bevor es soweit ist, schreiten dutzende schillernde Paraden durch die Straßen der Stadt. Menschen mit Kind und Kegel jubeln den Paraden von den gusseisernen Balkonen der opulenten Häuser oder eben direkt vom Straßenrand zu. Hier geht es nicht um politische Abrechnungen, es geht auch nicht um ausgebuffte Choreographien der Teilnehmer, sondern lediglich um den Spaß an diesem unglaublichen Spektakel teilzunehmen.

Wir waren leider nicht an Mardi Gras in New Orleans, aber die ähnlich bunte Easter Parade hat eine Idee davon vermittelt, was sich hier an Mardi Gras abspielen muss. Ausgerichtet wird die familienfreundliche Parade von Chris Owens, der stadtbekannten Entertainerin und Clubbesitzerin des French Quarters – eine verehrte Tochter der Stadt New Orleans. Bunte Ketten werden von den offenen Wagen in die begeisterte Menge geschleudert. Blaskapellen und ein Konvoi mit alten Cabrios zieht vorbei. Es herrscht kollektiver Ausnahmezustand. Und dann geht es im Anschluss kettenbehangen in die zahlreichen Clubs, Bars und Jazz-Cafés wie zum Beispiel ins Café Beignet. Und das alles bei wohlig-warmen Sommertemperaturen.

Als wäre das alles noch nicht genug! Gleich am nächsten Tag findet die Gay Parade statt. Durchtrainierte Jungs mit freiem Oberkörper, rosa Hasenohren und Puschelbürzel, Travestiten im Glitzerlook und markant geschminkte Pfarrer, die ihr jubelndes Publikum beim Vorbeifahren bekreuzigt oder knutscht – oder eben beides in dieser Reihenfolge, flanieren vorbei. Die Stimmung kocht bereits über, als die „Lords of Leather“ vorbeimarschieren. Aber anstatt mit prächtiger Lederbekleidung aufzuwarten, tragen diese in Anbetracht der hohen Temperaturen an diesem Tag lediglich bunte Hüte zu karierten Boxershorts. „Where’s the leather, guys?“ schreit ihnen einer hinter mir aus dem Publikum provokant zu. „Too hot for leather, sweetheart!“ ruft der ebenso schräg zurück und winkt mir vergnügt zu.

Am nächsten Tag machen wir uns auf eine Tour mit der historischen Straßenbahn entlang der hübschen Charles Avenue durch den Garden District. Das dunkelgrüne Saint Charles Streetcar (No. 12) ist eine lebendige Reliquie aus dem Jahr 1923. Sie fährt noch heute von der Canal Street entlang des Riverbend bis Carrollton in der Claiborne Avenue. Im Schatten massiver Eichen passiert sie dabei dutzende majestätische Villen mit Südstaatencharme, die Universitäten von Loyola und Tulane, den Audubon Park und viele schicke Hotels und Restaurants. Die ursprüngliche, seinerzeit dampfbetriebene Straßenbahn datiert sogar bis in das Jahr 1835 zurück. Sie gilt damit als die älteste, kontinuierlich betriebene Straßenbahnlinie der Welt. 40 Minuten dauert eine einfache Fahrt mit dem Oldtimer-Streetcar durch die Geschichte New Orleans. Am Ende der Tour werden die Lehnen des Streetcars einfach umgelegt und zurück geht es in die Richtung Stadtzentrum von New Orleans. Für 1,25 $ pro Strecke. Infos gibt’s auf der Homepage der New Orleans Regional Transit Authority

Saint Charles Streetcar – Historische Fahrt durch den Garden District

Am letzten Tag vor unserer Abreise wird es noch beschaulicher. Wir statten dem Greenwood Cemetery einen Besuch ab. Da wir gut und gerne immer 15 Minuten auf unser Auto warten, bis es aus der Valley Parking Zone des Hotels gebracht wird, entschließen wir uns, dies zu umgehen und auch mit der Straßenbahn (No. 47) zu fahren. Der imposante Friedhof mit seinen historischen Grabstätten wurde 1852 erschlossen. In dieser Zeit suchte eine landesweite Gelbfieber Epidemie auch die Stadt New Orleans heim, so dass entsprechender Platz benötigt wurde.

Opulente Mausoleen auf dem Greenwood Cemetery

New Orleans liegt zu einem Großteil unter dem Meeresspiegel. Weil sich die Stadt auf verdichtetem Sumpfgebiet befindet, sackt sie zudem jedes Jahr einige weitere Millimeter ab. Damit die Toten nicht irgendwann durch die Gegend schwimmen, mussten sie oberirdisch bestattet werden. Mit prächtigen Mausoleen im gotischen und neo-klassizistischem Stil hat man hier seinen Liebsten ein würdiges Denkmal gesetzt. Diese opulenten, posthumen Grabmale in der „City of the Dead“ kann man besichtigen. Und wenn man auf einen ausgiebigen Besichtigungsspaziergang keine Lust hat, kann man die Gräber auch mit dem Auto abfahren.

Der berühmteste und älteste Friedhof ist der St. Louis Cemetery No. 1. Er wurde 1789 eröffnet und liegt nur einen Block entfernt vom French Quarter und damit damals noch außerhalb der Stadt New Orleans. Die bereits erwähnte Voodoo-Priesterin Mary Laveau soll hier begraben sein. Doch der Voodoo-Spirit lebt! Seine Anhänger pilgern immer noch an das Grab und legen Blumen und kleine Geschenke ab, in der Hoffnung, dass Mary ihre Wünsche erfüllt.

MarieLaveauMausoleum

Ob Marie Laveau eine einflussreiche Priesterin mit übernatürlichen Fähigkeiten war oder einfach nur eine clevere Geschäftsfrau, die ihre Kunden auf charismatische Weise in ihren Bann zog, bleibt ein Geheimnis. Dass aber die schwarze „Queen of Vodoo“ bei arm und reich sowie schwarz und weiß gleichermaßen hoch angesehen wurde – und das im tiefsten Süden zur Zeit der Sklaverei – dies macht sie zweifelsohne zu einer faszinierenden Persönlichkeit.

Wahrscheinlich wäre ihr Ruhm nirgendwo anders möglich gewesen als in New Orleans.

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